Mensch und Natur im Dialog: Interview mit Peppa Strasser

Mensch und Natur im Dialog: Interview mit Peppa Strasser

Aus dem künstlerischen Erbe eines talentierten Vaters in Deutschland entstand eine diplomierte Grafikdesignerin mit einer unersättlichen Liebe zur Kunst. In Hannover liegen die Wurzeln, aber als 2005 die Schweiz mit ihren majestätischen Bergen und klaren Seen rief, wurde sie nicht nur zur neuen Heimat, sondern zur Muse. Die phänomenale Landschaft entzündete ein Feuer, eine Mission: Mit Kunst Menschen wieder mit der Natur zu verbinden.

Warum haben Sie sich für eine künstlerische Laufbahn entschieden?

Die künstlerische Laufbahn startete paradoxerweise 2020, dem Jahr globaler Stagnation durch die Corona Pandemie. In dieser Zeit konnte ich meine Intention und meinen eigenen unverkennbaren Stil finden. Mein Job als Grafikerin wurde an den Rand gedrängt und der Neustart als Vollzeit-Künstlerin war wie eine langersehnte Erfüllung. Denn Kunst war schon immer Teil meines Lebens, sie verbindet mich mit meinem Vater, der auch Grafiker und Künstler war und von dem ich das Talent geerbt habe. Schon an den ersten Ausstellungen konnte ich viele Käufer begeistern. Das alles zeigt mir, dass ich mit der Kunst noch sehr viel mehr erreichen kann.

"Meine Kunst soll inspirieren, die verlorene Verbindung zur Natur wiederherzustellen, sie zu schützen statt sie zu zerstören."

Was inspiriert Sie jeden Tag zu Ihrer Arbeit?

Der Drang, emotionale und energievolle Kunstwerke zu erschaffen ist immer da. Ich bin beim Malen in Gedanken oft schon beim nächsten Werk oder sogar bei den nächsten Serien und kann es dann kaum erwarten damit anzufangen. Auch meine Erlebnisse in der Natur sind inspirierend. Oft begegne ich Waldtieren, bewundere Naturphänomene oder den sensationellen Blick in die Alpen. Die Energie, die ich in der Natur tanke, fließt direkt in meine Werke ein.


Welche Themen behandeln Sie in Ihrer Kunst und warum ist Ihnen das so wichtig?

Ich bin ein absoluter Naturfreak! Die Kraft und Schönheit der unberührten Natur fasziniert und inspiriert mich. Ich möchte mit meinen Werken dazu animieren, sich wieder mehr mit der Natur zu verbinden, denn ich glaube jeder Mensch hat ein grünes Herz. Die Menschen gehen aber nicht symbiontisch, sondern parasitisch mit den Schätzen der Erde um und die Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht hat katastrophale Ausmaße angenommen. Meine Kunst soll zeigen, dass in der Natur alles ineinanderfließt, nichts für sich alleine existiert. Ich möchte inspirieren, die verlorene Verbindung zur Natur wiederherzustellen, sie zu schützen statt sie zu zerstören und in Harmonie mit ihr zu leben – denn in dieser Symbiose liegt der Schlüssel zu unserer eigenen Existenz und Zukunft.

"Ich glaube jeder Mensch hat ein grünes Herz."


Welcher Aspekt des kreativen Prozesses gefällt Ihnen am besten?

Ich liebe es, Portraits zu malen und war schon immer fasziniert von der Ausstrahlung ausdrucksstarker Gesichter. Ich male immer zuerst die Augen, und sobald mich das Portrait anschaut beginne ich im Werk zu versinken. Wenn ein Entwurf dann anfängt, sich in eine raffinierte Komposition zu verwandeln und bei mir selbst einen „Wow-Effekt“ auslöst, dann ist dies das Highlight des kreativen Prozesses. Bevor dieser Moment nicht gekommen ist, ist das Werk nicht fertig, und das kann schon mal etwas dauern.

Wie würden Sie Ihre Technik beschreiben?

Eine hybride Mischtechnik aus digitalem und analogem Malen. Meine Werke zeigen eine spannende Dualität aus abstrakten, pulsierenden Elementen sowie akribisch ausgearbeiteten, fast fotorealistisch gemalten Portraits. Diese Spannung erzeugt Energie und lässt die Werke in den ganzen Raum strahlen. Die Elemente fließen raffiniert ineinander, alles ist harmonisch miteinander verflochten, so wie in der Natur. Meine Leinwand ist das iPad, der Pinsel ist digital. Das fertige Werk wird dann auf Leinwand in Galeriequalität gedruckt und mit Strukturpasten, Acrylfarben und Blattmetall vollendet. Ich fotografiere manchmal Strukturen von Bäumen oder einer Felswand, um diese anschließend als Hintergrund für meine Werke zu verwenden. So ist das Naturerlebnis draußen und das Werk selbst miteinander verbunden. Das ist meine aktuelle Maltechnik, wie sich diese in Zukunft noch weiterentwickelt oder verändert, wird sich zeigen.

"Ich bin ein absoluter Naturfreak! Die Energie, die ich in der Natur tanke, fließt direkt in meine Werke ein."

Beginnen Sie Ihre Arbeit mit einem vorgefassten Konzept oder einer Vorstellung davon, was Sie erreichen möchten, oder ist das Ergebnis unerwartet?

Das Ergebnis ist immer unerwartet. Ich beginne die Werke mit einem kraftvollen, ausdrucksstarken Frauen-Portrait und einem Moodboard mit Farbstimmungen und Fotos, die eine Richtung zeigen. Wie sich das Gesamtwerk dann entwickelt, ist nicht vorhersehbar. Ich male spontan verschiedene grobe Skizzen von der gesamten Komposition und warte auf den einen Moment, in dem der Puls steigt und ich merke: Das ist es! Genauso kann ich das Werk nun ausarbeiten und vollenden.


Wie wissen oder entscheiden Sie, wann ein Kunstwerk fertig ist?

Gute Frage, und nicht leicht zu beantworten. Ich neige dazu, vielleicht durch meinen vorherigen Job als Grafikerin, alles perfektionistisch und ausgewogen zu gestalten. In meinen Werken ist alles akribisch aufeinander abgestimmt – die Kontraste, die Farben, die Gewichtung der Elemente, die Flächenaufteilung. So spontan die Werke auch aussehen, jeder einzelne Strich ist genau dort, wo er sein soll. Das Werk soll am Ende luftig-leicht und spontan wirken, mit groben Strukturen und elegant geschwungenen schnellen Strichen. Das bedeutet für mich oft, weniger ist mehr, und da muss ich mich manchmal bremsen und versuchen rechtzeitig aufzuhören, damit ein Werk nicht überladen wirkt. Ruhige Bereiche im Werk sind wichtig. Es ist mir daher auch schon passiert, dass ich von einem Werk über 10 Versionen gemalt habe, und mich am Ende doch für eine der ersten Versionen entschieden habe.


Welche anderen kreativen Menschen, Bücher, Musik oder Filme inspirieren Sie?


Der Digital-Künstler Aykut Aydogdu schafft vielsagende surrealistische Werke und inspiriert mich sehr. Auch Muralkünstler wie Natalie Rak oder Shepard Fairey sind Vorbilder. Es wäre ein absoluter Traum mal eine große Fassade gestalten zu dürfen. Die Vorstellung mein Werk aus dem kleinen iPad zu befreien und an eine riesige Wand zu malen ist sehr verlockend! Ebenso Banksy’s Werke, die Ideen sind ja kaum zu toppen. Außerdem hat elektronische Musik eine große Bedeutung in meinem Leben. Viele Erlebnisse, meine Showauftritte als Tänzerin und Festivals verbinde ich mit dieser Musik und sie gehört auch heute noch zu meinem Alltag und Arbeitsprozess dazu. Mein absolutes Filmhighlight ist Avatar, ich bin total verliebt in diese Figuren, die Landschaften und die berührende Story. Oft schaue ich Dokumentationen über Natur und Umwelt. Die Katastrophen der heutigen Zeit beschäftigen mich und bestärken mich in der Mission, mit meiner Kunst zum Schutz der Natur zu animieren.

Silent Reversion 1 - 90 x 130 cm


Haben Sie bestimmte Rituale oder unverzichtbare Gegenstände im Atelier?

Elektronische Musik gehört immer dazu. Sie lässt mich abtauchen und gibt mir eine enorme Energie beim Malprozess. Unverzichtbar ist auch mein alter Malstock, ein Erbstück von meinem Vater. Er ist bei jedem Leinwandwerk im Einsatz und es ist ein tolles Gefühl, mich dadurch mit meinem Vater verbunden zu fühlen. 


Arbeiten Sie mit Beispielen aus dem wirklichen Leben oder basieren Ihre Werke hauptsächlich auf Fantasie?

Beides. Ich male die Portraits von sorgfältig ausgewählten ausdrucksstarken Fotos von Frauen und Tieren. Es ist eine Herausforderung, eine Kombination von Fotos zu finden, die miteinander harmonieren. Die anschließende Kreation des Gesamtwerkes ist reine Fantasie. Ich kombiniere die realistischen Portraits mit Natur-Elementen, schwungvollen Pinselstrichen und Details aus Flügeln, Flossen, Wellen, Flächen, Kontrasten, feinen Linien etc., um eine kunstvolle ausdrucksstarke Gesamtkomposition zu erreichen.


Silent Reversion 2 - 90 x 130 cm

Wie kommen Sie auf die Titel Ihrer Kunstwerke?

Manchmal durch die Titel der Musik, die ich höre. Die klingen oft mystisch und eignen sich auch als Inspiration für die Titel meiner Werke. Der Titel soll Spannung erzeugen, Neugier wecken und etwas Kreatives sein, was man nicht schon x-mal gehört hat.


Würden Sie uns mehr über Ihr derzeitiges Projekt erzählen - woran arbeiten Sie?

Ich arbeite an meiner neuen Serie „Diva Rewilding“. Es zeigt Portraits von prominenten Diven der vergangenen und der heutigen Zeit, aber in einem überraschend neuen Kontext! Die Diva als „Reset“ ihrer bisherigen Persönlichkeit. Nicht als extrovertierte elegante Diva, sondern als selbstbewusstes und naturverbundenes Wesen, ohne Glanz, Glamour und Selbstinszenierung, sondern im vollkommenen Einklang mit der Natur. In Verbindung mit Tieren, Tattoos und Bodypaintings entstehen surrealistische Werke, in denen alles miteinander verschlungen ist. Es ist spannend zu sehen, wie sich die Anmutung und der Charakter der Diven während des Malprozesses total verändert. Das erste Werk zu dieser Serie mit einem Portrait von Marilyn Monroe habe ich gerade vollendet.

Float And Flow 1 - 140 x 60 cm

Wo möchten Sie gerne einmal ausstellen und warum?

An Orten, die zur Botschaft meiner Werke passen, eine besondere Atmosphäre und starke Anziehungskraft haben und an denen ich ein großes Publikum erreiche. Das kann Indoor aber auch Outdoor sein. Auch eine Ausstellung oder Kunstinstallation auf einem Berggipfel, bei einer Burgruine oder mitten im Wald kann ich mir vorstellen. Es wäre spannend zu sehen, wie sich die Werke dort entfalten können und deren Wirkung verstärkt wird. Oder mein Werk als Mural an einer großen Fassade an einer belebten Straße, das wäre ein Traum! Ich kann mir das überall auf der Welt vorstellen und bin gespannt wo die Reise hingeht.


Wo sehen Sie Ihre Künstlerkarriere in 5 Jahren?

Ich möchte mich in der internationalen Kunstszene etabliert haben, um meine Vision mit den Werken hinaus in die Welt zu tragen.

Aktuell verfügbare Kunstwerke von Peppa Strasser unter:

https://www.peppastrasser.ch

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