Von Zeichnungen auf dem Tablet zu ausverkauften Kunstausstellungen
Die Kunst war für Nicole Blattmann schon immer eine wichtige Ausdrucksweise ihrer Emotionen. Verschiedene Begegnungen mit Geflüchteten motivierten die Schweizerin dazu, den Schritt in die Öffentlichkeit zu wagen. Heute gilt Blattmann als gefragte Künstlerin und verkauft ihre gemalten Werke für mittlere vierstellige Summen in die ganze Welt.
Eine Fluchtgeschichte als Initialzündung
„Mich faszinieren Menschen und ihre Geschichten“, erzählt Nicole Blattmann. Die gelernte Sozialpädagogin arbeitet schon viele Jahre in der Flüchtlingshilfe und kennt daher die Geschichten hinter vielen Gesichtern. Mit ihren Zeichnungen auf dem Tablet verarbeitete die Autodidaktin einige dieser Lebensgeschichten und wandelt sie in etwas Positives um. Als sie eines Tages auf Bitten einer geflohenen Afrikanerin ihre Verwandte zeichnete, war die Reaktion so emotional, dass sie für Blattmann als Initialzündung wirkte. Mit der Zeit brachte sich die Schweizerin das Malen mit Farbe und Pinsel selbst bei und erschuf erste Porträts auf der Staffelei. So entstehen aus den oft traurigen Geschichten positive Bilder von charakter- und ausdrucksstarken Frauen. Der Mensch sei für sie schon immer die beste Inspirationsquelle gewesen. Noch immer nutzt Blattmann das Tablet für den künstlerischen Prozess. Mittlerweile allerdings nur noch für Skizzen jener Porträts, die am Ende mit Farbe auf der Leinwand landen.
Erste Ausstellung restlos ausverkauft
Die Porträts starker Persönlichkeiten lösten auf dem Kunstmarkt schnell starkes Interesse aus. Vor allem über die sozialen Medien konnte sich Blattmann eine große Fangemeinde aufbauen. Ende 2019 gewann die Künstlerin mit einem Porträt von Fußballtrainer Jürgen Klopp einen von 24 Plätzen bei einem Kunstwettbewerb des Sportmagazins «tschutti heftli». Erste Zeitungen und Onlinemedien berichteten von dort an über das künstlerische Talent der 37-Jährigen. Auch Anfragen für Porträts von Prominenten wie Bruce Springsteen und bis Lady Gaga bekam das Ausnahmetalent. Ansonsten liegt ihr Fokus allerdings auf starken, unbekannten - meist schwarzen - Frauen, deren Geschichten besonders sind. Dabei stehen vor allem geflüchtete Menschen in ihrem Fokus. Die Ausdruckskraft und das Talent blieben auch den nationalen und internationalen Galerien nicht verborgen. Schnell regnete es Anfragen für Ausstellungen und Aktionen. Neben digitalen Formaten konnte die Künstlerin vor einiger Zeit ihre erste eigene Ausstellung in der Schweiz veranstalten. Und das mit bahnbrechendem Erfolg. Bereits nach wenigen Stunden waren alle ausgestellten Werke restlos ausverkauft. Über 15 Porträts wechselten für einen jeweils mittleren vierstelligen Betrag den Besitzer. „Das ist eine große Bestätigung für mich“, sagt Blattmann.
Internationale Nachfrage für Porträts
Die kommenden Monate sind für Nicole Blattmann bereits restlos verplant. Für das Frühjahr bereitet sie gerade eine weitere Ausstellung vor, im Sommer ist eine Open-Air-Ausstellung am See geplant und nebenbei erhält sie monatlich große Aufträge von Privatpersonen und Influencern. Die Schweizerin hat sich damit einen Traum erfüllt, von ihrer Kunst auch leben zu können. „Heute mache ich das, was ich liebe“, sagt sie. In ihrem Haus hat sie sich mittlerweile einen kreativen Arbeitsbereich geschaffen. Hier kann sie sich mit jeder Menge Leidenschaft dem kreativen Arbeiten widmen. Eine Leidenschaft, die zu gewissen Teilen bereits vererbt wurde. Blattmanns Großonkel war bereits als Künstler in Frankreich tätig und die Familie gilt als Nachkommen aus dem Geschlecht des renommierten Modedesigners Coco Chanel.
„Sie brach in Tränen aus“
Im Zuge ihrer Arbeit mit Geflüchteten ist die Schweizerin immer wieder mit ergreifenden Geschichten konfrontiert, welche sie als Inspirationsquelle nutzt. Im Fokus stehen die jeweiligen starken Persönlichkeiten. Wichtig zu wissen ist für sie, dass es den Menschen, die sie mal, mittlerweile allen gut geht. Besonders genießt es die 37-Jährige, wenn sie auf Ausstellungen direkt mit den Menschen in den Dialog kommt. Dann erzählt sie den Interessenten die Geschichte hinter dem jeweiligen Werk. Eine besondere Begegnung ereignet sich dabei auf der vergangenen Kunstausstellung. Eine Frau aus Mexiko und ihr Mann fühlten sich besonders von einem Porträt angesprochen. Es zeigte eine Dame aus Eritrea mit einer belastenden Biografie. Nach einer Entführung und Ermordung der Eltern landete das junge Mädchen bei einer Schlepperbande und wurde schließlich mit 15 Jahren zur Prostitution gezwungen. „Als die Dame ihre Geschichte hörte, brach sie in Tränen aus“, erinnert sich Blattmann. Solche Begegnungen seien es, die die Künstlerin besonders freut. Immerhin möchte sie den Schicksalen mittels der Kunstwerke eine Stimme geben.
Wer sich für die Arbeiten der gefragten Künstlerin interessiert, findet unter https://www.nicoleblattmann.ch/ eine Auswahl der Werke.
Lesen Sie hier unser Interview mit Nicole Blattmann und erhalten Sie exklusive Einblicke in den Schaffensprozess der Künstlerin.