Ohne Botschaft keine Käufer: Kunstexperte Kolja Brand kritisiert fehlende Tiefgründigkeit bei Künstlern
Im Kunstmarkt der Gegenwart sehen sich viele Künstler und Galeristen mit einem wachsenden Problem konfrontiert: Kunstwerke, die ästhetisch ansprechend sind, aber inhaltlich leer erscheinen. Während Technik und handwerkliche Ausführung oft auf hohem Niveau liegen, fehlt es vielen Werken an einer tiefgründigen, greifbaren Aussage. Dieser Mangel an Substanz hat nicht nur Einfluss auf die Wahrnehmung der Kunst, sondern auch auf ihre Marktposition. Käufer wollen mehr als nur visuelle Eindrücke – sie suchen nach Bedeutung, Geschichten und Konzepten, die das Werk in ihrer Vorstellung verankern. Der Kunstmarkt wird zunehmend davon geprägt, dass sich Kunstwerke ohne klare Botschaft schlechter verkaufen und weniger ernst genommen werden.
Kolja Brand, Geschäftsführer von Aurum Future und Experte im Bereich Kunstverkauf, hat seine Sicht auf dieses Problem dargelegt und erklärt, warum Künstler sich die Frage nach der Intention ihrer Kunst nicht nur stellen, sondern auch beantworten sollten: „Künstler, die keine tiefere Absicht mit ihrer Kunst verfolgen, riskieren, weniger ernst genommen zu werden.“ Dies ist besonders in der klassischen Kunstwelt ein Problem. „Viele Galeristen und Akademiker sehen solche Künstler als ‚Hobbykünstler‘, die nur dekorative Kunst schaffen“, so Brand. „Ein wahrer Künstler transzendiert jedoch nicht nur die bloße Freude an der Kreativität, sondern bringt eine intellektuelle Idee zum Ausdruck.“
Kunstwerke als bloße Dekoration?
In der aktuellen Kunstszene hat sich ein Trend entwickelt, bei dem viele Werke als rein dekorative Objekte wahrgenommen werden. Der Ursprung dieses Problems liegt oft in der Schaffung selbst: Viele Künstler beginnen ihre Karriere ohne eine klare Intention oder einen thematischen Fokus. Die Freude am kreativen Prozess steht im Vordergrund – ein Ansatz, der zwar Raum für künstlerische Freiheit bietet, aber selten zu tiefgründigen Aussagen führt.
„Die meisten Künstler beginnen aus Spaß an der Kreativität oder als Ausgleich zum Alltag zu malen“, erklärt Brand. Dies ist nicht grundsätzlich negativ, doch es führt dazu, dass die Kunst keinen thematischen oder philosophischen Unterbau erhält. Wenn Künstler dann vor die Frage gestellt werden, was sie mit ihrer Kunst ausdrücken wollen, greifen sie oft auf Standardaussagen zurück wie „Ich möchte zum Nachdenken anregen“ oder „Meine Kunst soll Emotionen wecken“. Doch diese Aussagen bleiben oft an der Oberfläche.
Marktmechanismen: Was Käufer wirklich wollen
Auf dem Kunstmarkt zeigt sich deutlich, dass Werke mit klarer Aussage und tiefem Konzept besser verkauft werden als solche ohne erkennbaren Inhalt. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Käufer wollen mehr als nur ein schönes Bild an der Wand. Sie suchen nach einer Geschichte, nach einem tieferen Sinn, der das Werk in einen größeren Rahmen stellt. Kunstkäufer sind oft auf der Suche nach Werken, die ihre eigene Persönlichkeit widerspiegeln oder mit denen sie sich auf einer emotionalen Ebene identifizieren können.
Brand betont: „Es ist nachgewiesen, dass eine persönliche Bindung und Sympathie für den Künstler dazu führen, dass Betrachter sich mehr für die Kunst des Künstlers interessieren.“ Wenn Betrachter das Gefühl haben, den Künstler besser zu verstehen und seine Geschichte zu kennen, gewinnt das Kunstwerk an Bedeutung. „Die Kunst spiegelt oft die Gedankenwelt des Künstlers wider. Wenn Betrachter dies erkennen, sehen sie das Werk mit anderen Augen“, erklärt Brand.
Wenn ein Künstler in der Lage ist, die Intention hinter seinem Werk zu erklären, führt dies unweigerlich zu einer intensiveren Auseinandersetzung des Betrachters mit der Kunst. Das Werk wird nicht nur als visuelles Objekt betrachtet, sondern als Ausdruck einer Idee oder einer philosophischen Position. Diese Verbindung ist es, die den Betrachter dazu bewegt, das Kunstwerk zu kaufen – nicht nur, weil es ästhetisch ansprechend ist, sondern weil es eine Botschaft trägt, die ihn berührt.
Fallbeispiele: Die Kraft der Aussage in der Praxis
Zahlreiche Beispiele aus der Kunstszene belegen die Bedeutung klarer Aussagen für den Erfolg eines Kunstwerks. Die Künstlerin Nicole Blattmann entwickelte bereits früh ein klares Statement sowie eine persönliche Mission und Vision, die ihre künstlerische Arbeit entscheidend prägten. Dies führte dazu, dass ihre Kunst nicht nur optisch überzeugte, sondern auch emotional und intellektuell berührte. So konnte Blattmann beispielsweise ein Werk an ein Ehepaar verkaufen, das ursprünglich gar kein Interesse an handgemalter Kunst hatte. Der Wendepunkt kam, als Blattmann die Geschichten hinter ihren Porträts afrikanischer Frauen erzählte. Plötzlich sah das Ehepaar das Werk mit anderen Augen – es war nicht mehr nur ein ästhetisch ansprechendes Bild, sondern ein Kunstwerk mit Tiefe und Bedeutung. Ihre nächste Ausstellung war daraufhin komplett ausverkauft. (Website von Nicole Blattmann: www.nicoleblattmann.ch)
Ein weiteres Beispiel ist der Künstler Baldur Galoor. Zu Beginn seiner Karriere stellte er vor allem seine Malerei in den Vordergrund, jedoch ohne konkrete, tiefgründige Konzepte zu präsentieren. Erst als er begann, sich intensiver mit den Themen seiner Kunst auseinanderzusetzen und klare, tiefgründige Botschaften in seinen Werken zu verankern, stieg das Interesse spürbar an. Seine klar formulierten Botschaften ermöglichten es dem Publikum, eine tiefere Verbindung zu seinen Kunstwerken herzustellen. Seitdem verzeichnet Baldur Galoor wachsende Erfolge, wird als Künstler deutlich ernster genommen und konnte innerhalb kurzer Zeit mehrere Werke erfolgreich verkaufen. (Website von Baldur Galoor: www.baldurgaloor.com)
Harte Worte, klare Botschaft: Warum Kolja Brand von Aurum Future fehlende Tiefgründigkeit bei Künstlern kritisiert
Es ist wichtig, auch unbequeme Wahrheiten anzusprechen – besonders im Kunstbereich, in dem vieles oft schöngeredet wird. Kolja Brand, Gründer und Geschäftsführer von Aurum Future, kennt die Problematik genau. In den letzten Jahren hat er mit hunderten Künstlerinnen und Künstlern zusammengearbeitet, um gemeinsam eine tiefere Substanz und Klarheit in ihrer Kunst zu entwickeln. Das Ergebnis: Künstler, die von ihrer Kunst leben können. Aurum Future ist dabei das weltweit einzige Unternehmen, das dieses Thema so intensiv und strukturiert behandelt. Durch die Analyse von über 6000 Künstlerprofilen in den letzten fünf Jahren verfügt Aurum Future über tiefgehende Erkenntnisse zu den typischen Problemen, die kommerziellen Erfolg verhindern. Im folgenden Interview spricht Brand offen darüber, warum fehlende inhaltliche Tiefe ein zentrales Hindernis für künstlerischen und wirtschaftlichen Erfolg darstellt – und was Künstler dagegen tun können.
Herr Brand, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, um mit uns über das Thema fehlende Tiefgründigkeit in der Kunst zu sprechen. Glauben Sie, dass Kunstwerke eine Erklärung benötigen, oder sollten sie vollständig für sich sprechen?
Kolja Brand:
„Da gibt es ein Problem: Kunstwerke können nicht sprechen. Es ist daher nicht so, dass ein einzelnes Werk immer eine Erklärung benötigt, aber ein Künstler sollte in der Lage sein, seine Grundintention klar zu kommunizieren. Diese übergreifende Absicht spiegelt sich in allen Werken wider und ermöglicht dem Betrachter eine tiefere Auseinandersetzung. Wenn der Künstler jedoch keine konkreten, tiefgründigen Aussagen zu seiner Kunst oder seinen Werten macht, bleibt der Betrachter allein mit seiner eigenen Interpretation. Oft führt das dazu, dass viele Menschen keinen Zugang zur Kunst finden. Der Sinn und die Bedeutung eines Werkes erschließen sich nicht von allein. Ohne eine klare Botschaft wird Kunst oft als bloße Dekoration wahrgenommen, was sowohl die Werke als auch den Künstler in ihrer Tiefe und Bedeutung entwerten kann. Es reicht nicht aus, Kunst nur auf Emotionen oder Inspiration zu reduzieren; ein wirklich bedeutendes Werk sollte auf einer klaren Philosophie oder Idee basieren.“
Viele Künstler empfinden es als schwierig, eine tiefgründige Aussage zu formulieren. Warum glauben Sie, dass das so ist? Liegt es daran, dass die Kunst selbst sprechen soll, oder könnte es auch eine Art Schutzmechanismus sein?
Kolja Brand:
„Viele Künstler beginnen ihre kreative Reise ohne eine tiefere, philosophische Motivation. Oft ist der Antrieb schlicht die Freude am kreativen Prozess oder das Bedürfnis nach einem Ausgleich zum Alltag. Diese intuitive Herangehensweise führt dazu, dass viele Künstler keine weitergehenden Gedanken über die inhaltliche Tiefe ihrer Werke anstellen. Wenn sie dann jedoch gefragt werden, was sie mit ihrer Kunst aussagen wollen, greifen sie oft auf allgemeine und wenig tiefgründige Erklärungen zurück, wie etwa die Förderung von Selbstreflexion oder die Erzeugung von Wohlfühlatmosphären. Dies erklärt auch, warum viele Künstler sich eher auf technische Aspekte konzentrieren, anstatt über die inhaltliche Bedeutung ihrer Werke zu sprechen.
Es ist auch eine psychologische Komponente zu beobachten: Künstler, die mit ihrer Kunst Themen wie Selbstentdeckung oder Mut ansprechen, befinden sich oft selbst in einer Lebensphase, in der sie sich künstlerisch entfalten und persönliche Herausforderungen überwinden. Die Kunst dient ihnen als Vehikel für diesen Prozess. Oft haben solche Künstler Berufe, die wenig mit Kreativität zu tun haben, und suchen in der Kunst einen Weg, sich auszudrücken.“
Glauben Sie, dass Künstler ohne tiefgründige Konzepte Gefahr laufen, weniger ernst genommen zu werden? Oder ist es eher eine Befreiung, keine konzeptionellen Aussagen machen zu müssen?
Kolja Brand:
„Künstler, die ohne tiefgründige Konzepte arbeiten, laufen tatsächlich Gefahr, von der klassischen Kunstwelt weniger ernst genommen zu werden. Oftmals wird ihre Arbeit als bloße Dekoration oder als Hobbykunst abgetan. Diese Einschätzung ist oft abwertend, aber sie spiegelt auch eine Wahrheit wider: Wahre Kunst geht über das bloße Schaffen hinaus. Sie transzendiert und vermittelt intellektuelle oder gesellschaftliche Ideen. Ein Künstler, der sich nicht mit einem klaren Konzept beschäftigt, kann zwar kreativ tätig sein, doch es fehlt dem Werk oft an der Ausdruckskraft, die es für den Betrachter wertvoll macht.
Die Vorstellung, dass keine konzeptionellen Aussagen die künstlerische Freiheit erhöhen, halte ich für einen Trugschluss. Künstler, die behaupten, sich durch Konzepte eingeschränkt zu fühlen, sind oft diejenigen, die überhaupt keine tiefere Botschaft in ihrer Kunst haben. Ein durchdachtes Konzept gibt der Kunst hingegen erst Tiefe und ermöglicht es dem Künstler, sich auf eine neue Ebene der Kreativität zu begeben.“
Es wird oft behauptet, dass eine klare Aussage oder ein tieferes Konzept verkaufsförderlich sein kann. Haben Sie diese Erfahrung selbst gemacht?
Kolja Brand:
„Absolut. Die meisten Menschen haben keinen tiefen Zugang zu Kunst, wenn sie nicht durch den Künstler dazu angeleitet werden. Sie betrachten ein Werk und empfinden vielleicht eine gewisse emotionale Reaktion, aber ohne eine klare Aussage bleibt die Auseinandersetzung oberflächlich. Sobald ein Künstler jedoch ein tiefgründiges Konzept formuliert und erklärt, erhalten die Betrachter einen neuen Zugang. Sie beginnen, das Werk im Kontext dieser Aussage zu sehen und reflektieren es in Verbindung mit ihren eigenen Erfahrungen und Gedanken. Dies kann eine emotionale Bindung zum Kunstwerk schaffen, die letztlich oft zum Kauf führt.
Konkrete Beispiele aus der Praxis bestätigen das: Künstler wie Nicole Blattmann und Baldur Galoor konnten ihre Werke nach der Erklärung ihrer inhaltlichen Konzepte erfolgreich verkaufen. In beiden Fällen war es nicht die visuelle Wirkung allein, die zum Kauf führte, sondern die Geschichten und Ideen, die hinter den Werken standen.“
Was halten Sie von der Aussage, dass die „Nicht-Erklärung“ eines Kunstwerks eine Ausrede sein könnte, um unangenehmen Fragen oder Diskussionen auszuweichen?
Kolja Brand:
„Diese Argumentation ist durchaus nachvollziehbar. Es ist einfacher zu sagen, dass man den Betrachtern die Interpretation vollständig überlässt, anstatt sich mit den schwierigen Fragen auseinanderzusetzen, die ein tiefgründiges Konzept erfordert. Die eigene Kunst zu erklären, bedeutet, sich intensiv mit der eigenen Persönlichkeit und künstlerischen Absicht zu beschäftigen. Dieser Prozess erfordert oft viel Disziplin und möglicherweise auch externe Unterstützung. Viele Künstler scheuen diese Auseinandersetzung und verbergen sich daher hinter der Behauptung, dass ihre Kunst vollständig der Interpretation überlassen bleiben sollte.“
Sehen Sie eine Gefahr darin, dass zu viele Erklärungen die Freiheit der Kunst einschränken könnten? Wie bewahren Sie die Balance zwischen Konzept und künstlerischer Freiheit?
Kolja Brand:
„Das Argument, dass Erklärungen die Freiheit der Kunst einschränken könnten, halte ich für übertrieben. Es geht nicht darum, jedes einzelne Werk detailliert zu erklären, sondern ein übergreifendes Konzept zu vermitteln, das sich auf eine Serie von Werken bezieht. Innerhalb dieses Rahmens bleibt noch immer viel Raum für individuelle Interpretationen der Betrachter. Kunst lebt auch davon, Fragen aufzuwerfen und Denkanstöße zu geben, mit denen sich der Betrachter auseinandersetzen kann. Ein gut durchdachtes Konzept schränkt diese Freiheit nicht ein, sondern schafft im Gegenteil einen Rahmen, innerhalb dessen sich der Künstler und der Betrachter freier bewegen können.“
Wie können Künstler dieses Problem konkret lösen und ihre eigene künstlerische Intention herausfinden?
Kolja Brand:
„Das geht erfahrungsgemäß nur durch intensive Zusammenarbeit und gezielte Unterstützung von außen. Bei Aurum Future begleiten wir Künstlerinnen und Künstler deshalb über mehrere Wochen, meist verteilt auf drei bis vier Wochen, in tiefgründigen psychologischen Gesprächen, um ihre tatsächliche künstlerische Intention zu ermitteln. Aus eigener Kraft lässt sich solch ein tiefgründiges Konzept kaum entwickeln, denn die wirklich entscheidenden Themen und Werte befinden sich meist im Unterbewusstsein. Genau dafür braucht man externe Impulse und Begleitung durch Experten, die sowohl den Kunstmarkt verstehen als auch die Persönlichkeit der Künstler achten und sicherstellen, dass alles authentisch bleibt. Unsere Methode ist dabei klar strukturiert, um diese verborgenen Themen Schritt für Schritt ans Licht zu bringen. Durch diesen Prozess gelangen Künstler erfahrungsgemäß zu einer Tiefe, die sie allein nicht erreichen könnten. Wichtig ist dabei auch zu verstehen: Diese Klarheit bedeutet keineswegs eine Einschränkung. Ganz im Gegenteil: Durch diese fundierte Markenstrategie können Künstler oft erst das volle Potenzial ihrer Kunst entfalten. Als nächster logischer Schritt folgt dann natürlich die gezielte Arbeit am Kunstvertrieb, doch die inhaltliche Klarheit ist die unverzichtbare Basis für langfristigen Erfolg.“
Vielen Dank für das spannende Gespräch, Herr Brand, und Ihre klaren Worte zu diesem wichtigen Thema.