Vorsicht, Künstler! Wie Betrüger mit falschen Kunstkäufen abkassieren
In Zeiten von KI und Internet werden Betrugsmaschen immer raffinierter. Doch während Maschen wie der „Enkelrickbetrug“ am Telefon inzwischen recht bekannt sind, taucht schon seit längerer Zeit ein neues Schema in der Kunstwelt auf. Betrüger geben sich als betuchte Interessenten aus dem Ausland aus und möchten konkrete Werke kaufen. Doch hinter der perfekt getarnten Anfrage steckt eine Falle. Wie die Betrüger konkret vorgehen und wie sich Künstler verhalten sollten, das haben wir hier zusammengefasst.
Der fiese Trick mit der Spedition
Die Masche beginnt oft harmlos: Ein angeblicher Kunstliebhaber kontaktiert den Künstler per E-Mail oder über soziale Netzwerke und bekundet dringendes Interesse an einem oder mehreren Werken. Die Begeisterung klingt glaubhaft und echt, doch dann der Haken: Der vermeintliche Käufer erklärt, schlechte Erfahrungen mit klassischen Versanddienstleistern gemacht zu haben, und möchte deshalb eine eigene Spedition beauftragen. Die Betrüger bitten den Künstler, sich dafür bei der Spedition zu melden und für die Versandkosten als Versender in Vorkasse zu gehen. Natürlich mit der Zusicherung, dass der Betrag zusammen mit dem Kaufpreis der Bilder wieder erstattet wird. Doch in Wahrheit existiert weder das Interesse an der Kunst noch die Spedition. In Wahrheit landet das Geld in den Händen der Betrüger Die Kunst wird nie abgeholt, der Kaufpreis nie bezahlt.

Fall 1: Matthias Oppermann
Doch wie läuft die Betrugsmasche konkret ab? Darin erinnert sich beispielsweise Matthias Oppermann, deutscher Psychoanalytiker und Maler aus Hamburg. Vor einigen Jahren erhielt er eine Anfrage über eine Onlineplattform für Kunstverkäufe. Die Interessentin stammte angeblich aus den USA und befand sich mit dem Militär auf hoher See. Sie hätte ein Werk für einen mittleren vierstelligen Betrag entdeckt und wollte jenes als dringendes Geschenk für ihren Vater in die Vereinigten Staaten holen. Es folgte ein E-Mail-Austausch, in denen die Interessenten beschrieb, dass der Versand recht zeitnah erfolgen müsse, da der Geburtstag bereits kurz bevorstehen würde.

Weil sie allerdings mit anderen Speditionen bereits schlechte Erfahrungen gemacht habe, würde sie gerne mittels selbst ausgewählten Versanddienstleister liefern lassen. "Sie klang sehr professionell und hatte eine plausible Begründung, warum sie nicht einfach DHL oder FedEx nutzen wollte," erinnert sich der Künstler. Bezahlen wollte die Amerikanerin per PayPal – die Kosten für den Versand sollte jedoch Matthias Oppermann vorstrecken. Um das Vertrauen zu gewinnen, versendeten die Betrüger eine entsprechende E-Mail, welche den Eindruck erweckte, von PayPal zu stammen. In dieser wurde bestätigt, dass die Käuferin den Verkaufspreis hinterlegt habe und dass die Summe ausgezahlt werde, sobald der Versand beauftragt wird. Doch Oppermann wurde misstrauisch. Er recherchierte in verschiedenen Kunstforen und stieß auf Warnungen vor eben jener Betrugsmasche: Kriminelle fragen die Werke von Künstlern an und möchten ein spezielles Transportunternehmen mit dem Versand beauftragten, für das zunächst der Verkäufer bezahlen soll. In Wahrheit jedoch existiert ein solches Unternehmen nicht und die angeblichen Versandkosten landen auf dem Konto der Betrüger. Als Oppermann die vermeintliche Interessentin mit seiner Entdeckung konfrontierte, brach der Kontakt abrupt ab. Der Hamburger Künstler kam mit einem blauen Auge davon – bis auf eine bereits für den Versand in die USA gekaufte 20kg schwere Versandbox. Diese steht seitdem in seinem Keller. Als Mahnung daran, bei dubiosen Kaufanfragen Vorsicht walten zu lassen.
Fall 2: Kobransky
Auch der renommierte Künstler Kobransky aus Berlin wurde beinahe Opfer dieser Betrugsmasche. Der Verkäufer zeigte auch hier konkretes Kaufinteresse an einzelnen Werken. Weil die Kunstwerke ein Geschenk sein sollten, müsse der Versand allerdings schnell erfolgen. In diesem Fall untermauerte der Interessent seine Absicht sogar mit einem Skype-Telefonat. Darin schilderte er, dass er mit den gängigen Versanddienstleistern keine guten Erfahrungen gemacht und stattdessen mittels spezieller Spedition liefern lassen wolle. Die Versandkosten müssten von Kobransky als Verkäufer vorgestreckt werden und würden dann mit der Überweisung des Kaufpreises mitverrechnet. Im Anschluss daran erreichte den Maler eine E-Mail mit einem Angebot des vermeintlichen Transportdienstleisters mit der Bitte um Bezahlung und Beauftragung. Der Trick dabei: Die Betrüger hatten die Webseite des erfundenen Speditionsunternehmen nachgebaut, um auf den ersten Blick seriös zu wirken. Als Kobransky misistrauisch wurde und den potenziellen Käufer ereut kontaktierte und Bedanken äußerte, brach die Korrespondenz ab.

Hilfestellung: Künstler Kobransky gibt Tipps gegen Betrug
Der Berliner Maler Kobransky verkauft monatlich zahlreiche Werke in die ganze Welt und verfügt über entsprechende Expertise in Sachen Versand. Folgende Tipps gibt er, um vor Betrugsversuchen sicher zu sein. Zum einen warnt er vor Vorauszahlungen. Seriöse Käufer zahlen den Gesamtbetrag im Voraus, und zwar inklusive Versand. Bei den hohen Kosten für die Werke spielen die vergleichsweise geringen Versandkosten für einen echten Käufer kaum eine Rolle. Es gibt also keinen Grund, die Versandkosten vom Verkäufer vorstrecken zu lassen, so der Künstler. Zudem sollten Zahlungsmethoden genau geprüft werden. "Betrüger drängen oft zu unsicheren Zahlungswegen über Kryptoanbieter oder Überweisungen an Dritte. Finger weg, bei solchen Vorschlägen. Zahlungen werden immer per Überweisung oder Paypal abgewickelt. Andere Zahlungsmethoden sind absolut unüblich”, sagt Kobransky. Außerdem sollten Verkäufer einige wichtige Regeln für den Speditionsversand beachten. Künstler versenden ihre Werke fast immer per DHL Express, FedEx, TNT oder UPS. Lediglich Kunstwerke mit einem Wert von mehreren Millionen werden manchmal mittels eigener Speditionen mit Schwerpunkt auf Kunsttransporte verschickt. Es gibt keinen Grund hier andere Wege zu wählen, so der Maler.
Der Künstler Kobransky half mit seiner Agentur Aurum Future bereits hunderten Künstlern dabei, ein regelmäßiges Einkommen mit der Kunst aufzubauen und erhält wöchentlich Nachrichten von Künstlern, die ihm Anfragen von Galerien und Kunstkäufern präsentieren. Mehrhaltlich stellen sich diese Anfragen als Fake heraus.
Betrugsmasche in Kunstwelt: Wachsam sein und bleiben
Matthias Oppermann und Kobransky hatten Glück, dass sie den Betrug rechtzeitig erkannten. Doch viele Künstler sind bereits auf diese Masche hereingefallen und haben viel Geld verloren. Deshalb gilt: Augen auf, wenn ein Kunstverkauf zu gut klingt, um wahr zu sein! Wer eine gefälschte E-Mail mit Betrugsabsicht erhalten hat, kann diese in Deutschland an die eigens eingerichtete Adresse trojaner@polizeilabor.de der Polizei weiterleiten. Dies stellt zwar keine Strafanzeigenerstattug dar, hilft den Strafbehörden allerdings bei der Bekämpfung und Ermittlung in Bezug auf Cyberkriminalität.