Interview mit Chantal Hediger

Interview mit Chantal Hediger

Die gebürtige Schweizerin mit Südafrikanischen Wurzeln, lernte über frühere Lebensstationen, wie die Tätigkeit als Model, TV-Moderatorin und Schauspielerin ihre kreative Neigung besser kennen. Dies führte zu einer Vertiefung im Bereich Malerei. Chantal Hedigers Unikate sind seit 2002 an Ausstellungen und Kunstmessen im In- und Ausland und in einer Sammlung des Marlene Yu Museum, Shreveport, USA, vertreten. In ihren Werken ergründet sie das Thema Mensch.SEIN und lanciert Kunst als Selbstbegegnung. Ihr künstlerisches Schaffen umfasst Zeichnung und Malerei.

Warum haben Sie sich für eine künstlerische Laufbahn entschieden?

Alles begann mit Picasso – da ich mir keinen leisten konnte, begann ich zu malen. Nie hätte ich mir jedoch träumen lassen, eine Künstlerkarriere in Angriff zu nehmen. Zwar begleitet mich Malerei und Kreativität bereits mein ganzes Leben, doch einen solchen Schritt zu wagen, war zunächst unvorstellbar. Ich kaufte Ölfarben, Leinwand, Pinsel und Co., und begann meiner Muse freien Lauf zu lassen. Auf Drängen meines Umfelds hin, realisierte ich dann eine erste Ausstellung, das war 1996. Doch meine 100%-Künstler-Karriere wollte noch auf sich warten lassen. Diverse Lebensstationen wie, TV-Moderatorin, Schauspielausbildung, Modeling, Flight-Attendant, Kunsttherapeutin und diverse Auslandaufenthalte kamen dazwischen – die Konstante dabei war jedoch immer mein künstlerischer Ausdruck. Nach 3 Jahren Aufenthalt in Los Angeles realisierte ich dann endlich, dass es die Malerei ist, die mich bis ins Innerste berührt bereichert und mich durch alle Lebensphasen hindurch trägt. Ich verstand, dass ich nicht mehr weiter Suchen musste – sondern, dass ich gefunden habe.

"Wahre Erfüllung findet sich nicht an der Oberfläche, sie gründet in der Tiefe" - Chantal Hediger

Was inspiriert Sie jeden Tag zu Ihrer Arbeit?

Mein Antrieb wurzelt darin, mich selbst und das Leben auf verschiedensten Ebenen zu verstehen und endet in einem inneren Drang einen Beitrag für die Welt zu leisten, indem ich Menschen an ihre eigene Urkraft erinnere und dadurch aufrufe, dass sie ihr Potential nutzen, um unabhängig und erfüllt ihren Weg zu gehen.

Welche Themen behandeln Sie in Ihrer Kunst und warum ist Ihnen das so wichtig?

Inspiriert durch das Orakel von Delphi aus der griechischen Antike (Mensch - erkenne Dich selbst), ergründe ich Themen des Mensch.SEINs in Verbindung mit der Natur und den Mysterien des Lebens. Es fasziniert mich neue Sich-T-räume (Sich – Sicht – Träume – Räume) zu öffnen, indem ich Unsichtbares, bzw. Gefühltes sichtbar mache, Realität und Vision vermische und dadurch eine multisensorische Erfahrung herstelle.

"Jede meiner Kreationen eröffnet eine Wachstumschance, für mich als Künstlerin, aber auch für Dich als Betrachter." - Chantal Hediger
Welcher Aspekt des kreativen Prozesses gefällt Ihnen am besten?

Das Eintauchen in eine weisse Leinwand – wenn alles noch möglich und nichts unmöglich erscheint. That’s the magic moment!

Wie würden Sie Ihre Technik beschreiben?

Ich arbeite in der Acryltechnik. Meine figurativ abstrahierten Werke sind eine Mischung aus Intuition, Spiel, Wahrnehmung, Traumwelt, Vision und Realität. Ich schäle meine Motive aus diversen Farb- und Malschichten heraus und ergründe das Wesentliche meiner Bildaussage in einem malerischen Dialog, indem ich Spuren hinterlasse, verwerfe und verändere.

Magic - 100x120 cm
Beginnen Sie Ihre Arbeit mit einem vorgefassten Konzept oder einer Vorstellung davon, was Sie erreichen möchten, oder ist das Ergebnis unerwartet?

In meiner Vorgehensweise arbeite ich einerseits über Skizzen, andererseits spontan aus meinem emotionalen Gedächtnis heraus. Klare Vorgänge wechseln sich mit chaotischer, intuitiver Schaffenskraft ab. Das Ergebnis kann demzufolge aus einem vorher festgelegten Thema bestehen oder eben aus einer gänzlich intuitiv körperlichen Erfahrung, wo das Endresultat schlussendlich auch mich selbst überrascht. Meistens stelle ich mir ein übergeordnetes Kollektionsthema, welches den roten Faden über einen gewissen Schaffenszeitraum bildet.

Wie wissen oder entscheiden Sie, wann ein Kunstwerk fertig ist?

Das ist eine Mischung aus Gefühl, Auge und Verstand. Zum einen müssen die kompositorischen Aspekte stimmen, das Bild muss genügend Kontraste, bzw. Spannungsfelder aufweisen und es soll meine Intention/Bildaussage spiegeln. Stimmen all diese Aspekte überein, so erkläre ich das Bild für fertig. Trotz allem ist mein Bauchgefühl schlussendlich der wichtigste und finale Entscheidungsträger.

"Kunst ist Spiegel des Lebens und der Weg zum inneren Selbst." - Chantal Hediger
Welche anderen kreativen Menschen, Bücher, Musik oder Filme inspirieren Sie?

Künstler:innen: Edvard Munch, Egon Schiele, Maria Lassnig, Ingrid Jureit, Thomas Ritz, Cy Twombly, Jenny Saville...

Wie Kunst Ihr Leben verändern kann – ein faszinierendes Buch von Alain de Botton und John Armstrong über das Potenzial der Kunst.

Amo ergo sum – Ein aufschlussreiches Buch über die Erkenntnis des Selbst von Christina Kessler

Haben Sie bestimmte Rituale oder unverzichtbare Gegenstände im Atelier?

Für mich ist ein „bewusstes“ Ankommen im Atelier wichtig. Ich brauche Zeit, um mich auf meine Arbeit einzustimmen. Das kann einerseits über eine kleine tägliche Skizze sein, Minddumping-Schreiben, Yoga, Tanz, Meditation, Laufen im Freien oder in meinen Skizzenbüchern schmökern. Das Auf-, Umräumen oder frisch Einrichten meines Malplatzes gehört immer zur Einstimmung mit dazu.

"Durch meine Kunst ermutige ich Menschen ihr Urpotential freizusetzen, sich selbst zu erkennen und dadurch authentisch, freiheitsliebend, achtsam und unabhängig zu leben" - Chantal Hediger
Arbeiten Sie mit Beispielen aus dem wirklichen Leben oder basieren Ihre Werke hauptsächlich auf Fantasie?

Ich nutze beide Welten. Für mich ist genau diese Wechselwirkung und Überlappung spannend darzustellen. Ich kreiere neue Sich-T-räume, die anregen genau hinzuschauen, Neues zu entdecken, anders zu sehen, zu hinterfragen und dadurch nicht zuletzt auf sich selbst zurückgeworfen zu werden.

Wie kommen Sie auf die Titel Ihrer Kunstwerke?

Die Titelfindung ist eine kreative Aktion in sich selbst. Sie entsteht meist nach Fertigstellung meiner Werke. Ich setze mich vor mein Bild, lasse es auf mich wirken, werde ganz leise und ruhig und horche auf die feine Stimme in mir drin, die mir den Titel quasi zuflüstert.

Würden Sie uns mehr über Ihr derzeitiges Projekt erzählen - woran arbeiten Sie?

Momentan arbeite ich an meiner Kollektion „Soulscapes“. Es geht um die Ergründung purer Freiheit, welche sich durch meine Schaffensart auszeichnet. Ich begebe mich sozusagen in einen Blindflug und gleichzeitig auf eine Reise in die Tiefe der Erde. Das klingt etwas verrückt, ich weiss, aber es geht mir dabei darum, mich selbst herauszufordern, Neues zu erfahren, Neugierde zu wecken und die pure Freiheit zu kosten. Ich kann mich an nichts festhalten, alles ist schwebend und ich bin im freien Fall. Ich lausche nur der Stimme meiner inneren Muse, meiner Intuition und folge deren Impulse. Es ist beflügelnd und frustrierend zugleich, denn der Verstand kommt mir oft in die Quere. Ein regelrechter Balanceakt und eine wahre Herausforderung. Der Weg ist das Ziel und das Akzeptieren des Endresultats ist schlussendlich die wahre Heldentat. Bunt, schrill, expressiv, wild und frei zeigt sich die Soulscape-Kollektion dem Betrachter, der sich der Wirkung dieser Bilder nicht entziehen kann.

Künstlerin Chantal Hediger im Atelier
Wo möchten Sie gerne einmal ausstellen und warum?

Keine einfache Frage! Da gäbe es so einige nette Möglichkeiten, aber wenn ich mich ganz auf mich selbst besinne, dann wäre das Zeitz MoCAA (Zeitz Museum of Contemporary Art Africa) in Kapstadt ein Favorit. Kapstadt, bzw. Südafrika ist meine zweite Heimat. Meine Mutter ist gebürtige Südafrikanerin und mit diesem Land fühle ich mich tief verwurzelt.

Wo sehen Sie Ihre Künstlerkarriere in 5 Jahren?

In meinem Herzen brennt ein Feuer, welches mich dazu antreibt, die Kunstwelt zu revolutionieren. Momentan nenne ich es mein Kunst+ (plus) Projekt. Es steckt noch in den Kinderschuhen, aber solche Dinge brauchen Zeit um zu wachsen. Der Samen ist jedoch gelegt. Mit Kunst+ geht es mir darum, Kunst als Selbstbegegnung in die Welt zu tragen und Ausstellungen, wie man sie heute kennt, komplett neu zu gestalten. Mir schweben Wanderausstellungen vor, wobei die Besucher über Kunstwerke und Sinneserfahrung, eine Reise zu sich selbst antreten und im besten Fall mit einem stärkenden, sinnhaften Erlebnis wieder in die Welt entlassen werden. Kunst kann so viel mehr als „nur“ ein wundervolles Einrichtungsobjekt sein und genau da setzt mein Projekt an. Somit sehe ich mich in 5 Jahren als Botschafterin für Kunst als Selbstbegegnung.

Besuchen Sie jetzt die Website von Chantal Hediger: https://www.chantalart.com

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